Ha Nison Frühlings- und Neujahrsfest in der Türkei

 

Erstmals konnten Suryoye aus aller Welt in der Türkei das Neujahrs- und Frühlingsfest „Ha Nison“ feiern. Zum Festival eingeladen hatte der Kirchenrat von Midyat in Zusammenarbeit mit der European Syriac Union (ESU), dem Suryoye Kulturverein in Midyat und dem Mesopotamien Kultur- und Solidaritätsverein in Istanbul. Als Austragungsort wurde das freie Gelände des Mar Hobel und Mar Abrohom Klosters gewählt. Mehr als 6.000 Suryoye aus aller Welt, darunter aus Europa allein eine Zahl von 3.000, besuchten das vielfältige und bunte Event.

Suryoye aus dem Iran, Irak, Syrien und aus dem Libanon entgegneten zusammen mit ihren Volksangehörigen aus dem Turabdin dem Jahr 6755. Es war mehr als ein bewegender Moment, als am Vortag die Ankömmlinge aus Niniveh, Kamishly, Urmia und Beirut von den Einwohnern in Midyat feierlich empfangen wurden.

„Ich wusste gar nicht, dass wir innerhalb der türkischen Grenzen Volksangehörige haben“, sagte eine junge Teilnehmerin aus Bagdad sichtlich gerührt. Shikri Murad, dessen Eltern vor Jahrzehnten aus dem Turabdin (Zaz) nach Beirut flohen, verlieh mit diesen Worten seinen Emotionen Ausdruck: „Es ist unbeschreiblich nach all den Jahren in das Haus meiner Väter zurückzukehren!“

Den Teilnehmern war ein breiteres Spektrum an Programmaktivitäten geboten worden. Neben den Folkloredarbietungen, die von den Tanzgruppen Gudo d`Khabur aus Syrien/Hasakeh, Guido d`Madinho und Gudo d`Turabdin aus Midyat gezeigt wurden, und den Gesängen des Kirchenchors von Midyat, konnten die Besucher ferner die Bilder der bekanten Fotosaustellung „Die verblichenen Farben Anatolien-Die Suryoye“ von Dr. Özgür Nizam besichtigen. Für die musikalische Unterhaltung sorgten mehrere Sänger, die aus Europa und anderen Ländern der Region eigens zum Festival eingereist waren: Abut Zazi, George Issa, George Safar, Violet-KhosroAbadi, Habib Moussa, Daniel Afram, Babylonia, Addo Rhawi, Ishak Say, Kenan Menekshe und die junge Ninorta Coban aus Deutschland.

Das historische Ereignis wurde via Suroyo TV Live in alle Welt ausgestrahlt. Eigens dazu reiste eine mehrköpfige Suroyo TV Crew nach Midyat, um zusammen mit der Cihan Nachrichtenagentur die Live-Übertragung zu bewerkstelligen. Vertreter vieler Suryoye Organisationen und Institutionen aus dem In- und Ausland reisten an, darunter Vertreter der Assyrischen Demokratischen Bewegung (ADM) aus Syrien, der European Syriac Union (ESU) sowie der Patriotischen Unions Mesopotamiens (HBA) aus dem Irak.

Emmanuel Khoshaba, Repräsentant der ADM aus Damaskus, sagte, dass diese “Einheit des Volkes in allen Teilen der Heimat gezeigt werden müsse.“ Tuma Celik, ESU Vorstandsmitglied wies auf die Wichtigkeit dieser Veranstaltung hin: „Für uns ist es wichtig, dass durch diese und ähnliche Veranstaltungen die kulturellen und sozialen Beziehungen und Bindungen der Suryoye über alle Grenzen hinaus, vor allem im Hinblick auf eine Rückkehr in die alten Siedlungsgebiete dieser Region, zu vitalisieren.“

Die Türkei hat in der letzten Zeit positive Fortschritte gemacht. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch rege Defizite in vielen Fragen betreffend der juristischen Stellungen der Stiftungen, Körperschaften und Eigentumserwerbungen oder der Menschenrechtsfragen oder der Minderheiten herrschen, die ebenfalls einer Lösung bedürfen“, so Celik konstatierend.

Zu den Ehrengästen gehörten neben den Geistlichen der Syrisch Orthodoxe Kirche Yusuf Akbulut, Ado Onar und Tuma Bektas sowie dem ESU Vizepräsidenten Herr Fikri Aygür und dem Griechisch Rum Orthodoxen Patriarchatsvertreter aus Istanbul, Dositeos Anagnostopulus, ferner hochrangige Vertreter der Türkischen Regierung, darunter der Gouverneur der Region Mardin M. Temel Kocaklar, der Gouverneur der Region Batman Haluk Imga, die türkische Repräsentantin der Europakommission Sema Kilicer, die Stadtratsvorsitzenden von Midyat und Mardin und weitere zahlreiche Staats- und Regierungspersönlichkeiten sowie Intellektuelle und Schriftsteller.

Der Gouverneur der Region Mardin sagte zuallererst in seiner Ansprache, dass er sich glücklich fühlt, dass er am kulturellen und historischen Suryoye Frühlingsfest teilnehmen dürfe! „Das Suryoye „Ha Nison“ Fest hat seine tiefe historische Verwurzelung und ist Teil unserer Kultur, das wir heute wieder aufleben lassen“, sagte der Gouverneur.  Er wies darauf hin, dass „solche Veranstaltungen der Liebe, Freundschaft und Verständigung in der Region dienen!“

Der Patriarch der Syrisch-Orthodoxen Kirche, Seine Heiligkeit Mar Ignatius Zakkai I. Iwas und Seine Eminenz, der Erzbischof des Turabdin, Mar Timotheos Samuel Aktas bedankten sich in einer Grußbotschaft bei der Türkischen Regierung und den Organisatoren unterstrichen die kulturelle Bedeutung des historischen Tages. Der Metropolit des Turabdin konnte nicht teilnehmen, weil zum gleichen Zeitpunkt die Synode der Kirche in Damaskus tagte.

Gruß- und Gratulationsbotschaften zum Suryoye Frühlingsfest erreichte das Festival auch vom Sekretär des türkischen Staatspräsidenten, Kemal Nehrozoglu, von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, Innenminister Abdulkadir Aksu, dem Tourismusminister Atilla Koc sowie anderen Ministern und Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Politik.

Auch die Veranstalter waren mit dem Verlauf und der Teilnehmerzahl zufrieden. In den Köpfen der Organisatoren reifen bereits die Pläne und Vorstellungen für die nächste Veranstaltung.

Die Redaktion