„Das Ziel seien nicht wir gewesen, sondern das Volk der Suryoye“
Begrüßungsfeier in der St. Maria Kirche in Gütersloh
Einen prunkvollen Empfang bereiteten die Suryoye am Samstag, den 18.06.2005, den Anschlagsopfern Dekan Ibrahim Gök und Hapsuno Kara. Mehr als 500 Gemeindemitglieder aus dem Nordrheinwestfälischen Raum begrüßten die unversehrt Heimgekehrten im Gemeindesaal der St. Maria Kirche an der Eichenalle in Gütersloh.
Neben zahlreichen Repräsentanten von zivilen, politischen und religiösen Organisationen und Verbänden wurden etliche hochrangige Kleriker gesichtet, unter ihnen der Erzbischof der Diözese Mitteleuropa und Benelux, Seine Eminenz Mor Julius Jeshu Cicek und Abt Dr. Yuhanun Aydin. Ferner der städtische Ausländerbeauftrage Eckhard Sander, Pfarrer Reinhard Kölsch für den Christenrat Gütersloh und Peter Kalley von der UWG-Ratsfraktion.
„ Anschlag gegen das Suryoye Volk!“
„Das Ziel seien nicht wir gewesen, sondern das Volk der Suryoye“, erklärte der Dekan gegenüber Journalisten der Region und Korrespondenten von Suroyo TV. Trotz des gezielten Anschlags auf sie „können Wir niemanden beschuldigen, wir können nicht sagen, wer der Täter ist“, sagte Dekan Gök.
Gök, der sich seit Jahren für die Rückkehr in den Turabdin engagiert, stimmte es traurig, dass ein kleines Ereignis, Pessimismus und Unruhe unter den Suryoye auslöst, gleichzeitig rief er zu Mut und Zuversicht auf: „Als wir geflüchtet sind, war kein Gedanke mehr an die Heimat, aber jeder Mensch liebt seine Heimat, denn sie ist gleichermaßen der Vater und die Mutter eines Menschen. Wir dürfen die Hoffnung und den Mut nicht aufgeben, denn die Dörfer gehörten und gehören uns! Wir verfolgen keine politischen Absichten, sondern verlangen nur das uns zustehende Recht auf unsere Kirchen, Klöster und Ländereien“.
Die EU solle mit Argusaugen die Vorgänge in der Türkei verfolgen und verlangen, dass vor allem im südöstlichen Teil der Türkei demokratische Verhältnisse geschaffen werden: „Ich appelliere an die EU, uns angesichts der angespannten und unsicheren Lage bei den Grundbuch-Eintragungen zu unterstützen.“ Abschließend bedankte sich Dekan Gök für die „moralische Unterstützung“, die er nach dem Attentat von vielen Stellen erfahren habe.
„Ziel war es, den Willen des Volkes auf seine Heimat zu brechen!“
Der Erzbischof der Diözese Deutschland, Mor Dionysios Isa Gürbüz unterstrich in seiner pragmatischen Rede, dass dieses Ereignis nur die Fortsetzung einer langen Serie von Angriffen auf die Suryoye sei.
Im Rahmen der Heimkehraktion stehen im Dorf Kafro bereits 17 Häuser, die bezugsbereit sind. Dorthin wollten die 70 Suryoye im September übersiedeln. „Diese Rückkehrbestrebungen sind einigen Menschen in der Türkei, die keine Zivilisation kennen, ein Dorn im Auge. Sie befürchten den Verlust der unrechtmäßig besetzten Ländereien und Besitztümer.“, so der Erzbischof. Mor Dionysios Isa Gürbüz gab an, dass dies einmal mehr ein Einschüchterungsversuch sei, damit die Suryoye ihre Heimat hinter sich lassen und ihre Kultur und Identität verlieren. „Aber der Mensch des 21. Jahrhunderts lässt sich nicht von Bomben aufhalten“, so der Erzbischof feststellend. Zum Schluss richtete der Erzbischof warnende Worte an die anwesenden politischen Gruppierungen: „Es kann nicht sein, dass jeder allein an die Tür klopft. Wir müssen gemeinsam agieren! Wer sich dagegen sträubt, ist gegen Volk und Kirche!“
„Gemeinsam mit einer Stimme sprechen!“
Die Veranstaltung war ein guter Anlass für die zivilen Organisationen deutliche Worte an sich selbst und den Anwesenden zu richten. Alle Redner riefen die Türkei und die EU dazu auf, die entschlossenen Rückkehrabsichten der Suryoye zu berücksichtigen, den Wiederbesiedlungsprozess zu unterstützen und die dafür notwendige Sicherheit zu gewährleisten.
Gemeinsame Initiative
Der Empfang wurde von zahlreichen zivilen Institutionen vorbereitet: Dachverband der Entwicklungsvereine des Turabdin (DETA), Föderation der Aramäer (Suryoye) Deutschland (FASD), European Syriac Union (ESU), Assyrisch-Demokratischen Organisation Sektion Deutschland (ADO), Zentralverband der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland (ZAVD), Diözesanrat und Kirchenkreis NRW. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hatte der Erzbischof der Syrisch Orthodoxen Diözese von Deutschland, Seine Eminenz Mor Dionysios Isa Gürbüz, übernommen.
Info:
Ibrahim Gök, der seit 27 Jahren in Gütersloh lebt und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, war auf Einladung des türkischen Katasteramtes zusammen mit einer Delegation in den Turabdin (Südost-Türkei) gereist, um sich wegen eines Rückkehrprojekts zu informieren und der Problematik der Grundbucheintragungen aus nächster Nähe anzunehmen.
In den frühen Morgenstunden des 06.06.2005 wurde auf ihm und zwei weiteren Begleitern, Geschäftsmann Hapsuno Kara und der Bürgermeister des Dorfes Arkah, Maroge Cinar, ein Bombenanschlag verübt. Glücklicherweise erlitten alle drei Insassen nur leichte Verletzungen. Dekan Gök ist Kommissionsvorsitzender des Dachverbandes der Entwicklungsvereine Turabdin (DETA). Hapsuno Kara engagiert sich seit Jahrzehnten in kulturellen und sozialen Institutionen des Suryoyo Volkes.
Die Redaktion