Finden Kinder in ihrer Familie Kultur?
Viele Leute meinen, dass wenn sie allein für die Familie Sorge tragen, haben sie ihr Soll erfüllt. „Die Millionen im Lotto werden ihre Probleme schon beseitigen“, denken sie. Natürlich ist es positiv, Sorge zu tragen um die Zukunft der Familie. Aber dabei darf nicht übersehen werden, dass das Volk bzw. die Kultur in Zusammenhang mit der Familie steht. Darum wäre es sinnvoller sich Gedanken über unsere Kinder zu machen, wie, ob oder mit welcher Kultur sie aufwachsen.
Die Familie ist insoweit ohne die Kultur nicht auszudenken. Der Mensch braucht Kultur, wie er Wasser und Brot braucht, ansonsten existiert er in misslichen Verhältnissen. Er wird seiner selbst fremd und kann nicht Wurzeln schlagen. Und wer nicht Wurzeln schlägt, kann nicht auf eigenen Beinen stehen.
Die Erziehung der Kinder geschieht oft mit Strenge, Härte und Zwang, anstelle das „Verstehen“ zu lehren. Kultur sollte deshalb vorbildlich und rational gelehrt werden. Das kann nur geschehen, wenn wir selbst unsere Geschichte und Sprache reifen und unsere Freiheit darin verwirklicht sehen. Nur mit der eigenen Identität kann man „wer“ sein.
Wenn wir auf das Fundament der Familie bauen wollen, müssen wir die Nation verteidigen, ansonsten können wir den Horizont unserer Kultur nicht erweitern. Ist die Kultur eines indigenen Volkes in der Gesellschaft nicht rechtlich etabliert, ist auch der Boden für die Familie entzogen. Kann jemand wissen, wer die Aramäer-Assyrer sind, wenn er nicht über die Kenntnisse der Aufklärung verfügt? Gerade die Europäer freuen sich über jeden Aufgeklärten innerhalb unseres Kulturkreises.
Liebe Volksangehörige; wir dürfen die Zeit nicht verschlafen, da wir wissen, was uns und unseren Kindern fehlt. In Entfremdung bzw. Kulturverschmelzung in der Diaspora ist unsereiner geraten, weil kein Kulturbewusstsein gelehrt worden ist. Deshalb ist die Zukunft unserer Kultur unsicher!
Die längst überholte und klassische Erziehungsmethode ist aus soziologischen Gründen nicht geeignet zur Selbstfindung des Kulturbewusstseins, das sie patriarchalisch ausgerichtet ist. Unsereiner fürchtet sich vor der Freiheit, deswegen fehlt es an Identitätswahrnehmung. Darum können Eltern ihren Kindern nicht vorbildlich sein.
Wie sollen Kinder wissen, was falsch und richtig ist, wenn sie nicht gleichberechtigt sind, keine Stimme haben und eigene Entscheidungen treffen können. Erst die demokratische Erziehung schafft Ordnung und Aufklärung. Kinder benötigen ein Rückgrat, dürfen nicht unterdrückt werden, damit sie aufrichtig durchs Leben gehen können, ansonsten haben sie ein reduziertes Bewusstsein.
Viele Menschen haben eine kleine Welt für sich, so auch eine kleine Realität. Die Wahrnehmung der Identität bedarf einer Aufklärung und Freiheit, um die eigene Kultur bewusst praktizieren zu können. Gesundes Kulturbewusstsein bedeutet Bodenständigkeit. Dann ist auch Integration sinnvoll, denn daraus geht bewusste Identität hervor. Darin kann der Mensch sich selbst, seine Freiheit und Kultur verwirklichen. Auf dieses Bewusstsein kann das Fundament der Familie gebaut werden.
Günay Deniz, Ludwigsburg