Im Gedenken an den Völkermord von 1915

Mor Dionysios Isa Gürbüz, Syrisch-Orthodoxer Bischof für die Schweiz und ÖsterreichSiebnen/Schweiz (qenneshrin): Am Montag, den 17. April 2006, organisierte der Zentralrat der Suryoye in der Schweiz (MSS), eine Sayfo-Konferenz anlässlich des 91. Jahrestages des Volkermordes an den Suryoye, Armenier und Pontus-Griechen. Zu den Referenten der Veranstaltung wurden bekannte und namhafte Historiker, Wissenschaftler, Geistliche und Politiker eingeladen. Außerdem folgten der Einladung der Organisatoren mehr als 600 Suryoye aus der Schweiz.

Die Veranstaltung wurde von Herrn Pierre Icmen, Repräsentant des MSS, mit einer Einleitung auf das Programm eröffnet. Anschließend wurde gegen 12.00 Uhr ein Gottesdienst gehalten, welches durch den Syrisch-Orthodoxen Bischof für die Schweiz und Österreich, Mor Dionysios Isa Gürgüz, zelebriert wurde.

Herr Semir Özmen, Vorsitzender des Tuma Celik, Vorstandsmitglied der European Syriac Union (ESU)Zentralrats der Suryoye in der Schweiz (MSS), hielt im Namen seiner Institution eine Rede in der er auf den Völkermord und seine Folgen einging. Professor Dr. Martin Tamcke, Prof. an der Theologischen Fakultät der Uni Göttingen, berichtete in seinem Referat über die wichtigsten Ereignisse der Zeitspanne von 1914-1918 und über die Einordnung des Völkermordes in den damaligen geopolitischen Konstellationen.

Im Anschluss daran berichtete Frau Dr. Gabriele Yonan, Autorin des Buches „Ein vergessener Holocaust: die Vernichtung der Christen im Osmanischen Reich“ über die Massaker und Verfolgungen bezüglich der Ost-Suryoye. Martin Halef, Vertreter der Föderation der Suryoye (Aramäer) in der Schweiz hielt ebenfalls eine Rede und ging auf die damaligen Ereignisse ein.  

Der Nationalrat im Kanton Aargau, Geri Müller, Mitglied der Grüne Partei der Schweiz (GPS), konzentrierte sich in seiner Rede auf die Anerkennung des Völkermordes durch die jeweiligen Parlamente und Regierungen, sowie auf die Wege die dazu führen. Prof. Jörg Stolz, Soziologe an der Uni Luzern, berichtete über die Situation der Suryoye in der Diaspora und derer Zukunft.

Herr Tuma Celik, Vorstandsmitglied der European Syriac Union (ESU), berichtete in seinem Referat über die   Semir Özmen, Vorsitzender des Zentralrat der Suryoye in der Schweiz (MSS)

bisherigen Aktivitäten bezüglich des Völkermordes und was ist in Zukunft in dieser Thematik noch getan werden muss. Herr Celik betonte dabei, dass nach viele Nachforschungen in dieser Sachlage getätigt werden müssten. „Um zu verstehen was damals geschah, müssen wir uns intensiver mit unserer Geschichte beschäftigen. Um dies zu ermöglichen brauchen wir spezifische Institutionen, welche sich wissenschaftlich mit dem Völkermord beschäftigen“ so der ESU Vertreter Tuma Celik.

Zum Schluss der Konferenz fand eine lebhafte Diskussion in der verschiedene Fragen an die Referenten bezüglich Ihrer Referate gestellt wurden.

Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges wurde unter der Befehlsgewalt des jungtürkischen „Komitees Einheit und Fortschritt“ (Ittihat ve Teraki) die Vernichtung der Christen (Suryoye, Armenier und Pontus-Griechen) im Osmanischen Reich verordnet. Damit nahm der „Sayfo“ (aramäische Bezeichnung für den Völkermord) seinen lauf. Bei diesem ersten geplanten und in die Tat umgesetzten Völkermord wurden mehr als  500.000 Suryoye und mehr als 1,5 bis 2 Millionen Armenier und Pontus-Griechen vernichtet. Dieser Völkermord wurde von der Staatspitze angeordnet und von den Staatsorganen Polizei und Armee, sowie mit der Hilfe von kurdischen Söldnertruppen vollzogen. Obwohl dieser Völkermord heute von mehr als 53 Staaten offiziell anerkannt wird, verweigert die Türkei eine Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels.

Weitere Bilder der Konferenz auf der Seite www.hirutho.de